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Die Azoreninseln –die Schönwetterküche Europas

Wolkengebilde                Kraterseen        Westseite von Flores       Delfine                Hortensien auf Corvo        Lavawein       Madalena mit Pico   Basaltsäulen    Lagoa Verde und Azul

 

Das Azorenhoch wird in unseren Breitengraden mit strahlendem Sonnenwetter gleichgesetzt. Tatsächlich herrschen auf den Azoreninseln selbst meist andere Wetterverhältnisse.

Neun Inseln bilden mitten im Atlantik zwischen Europa und Amerika die Gruppe der Azoren. Nur die Insel Santa Maria ist aus Sedimenten entstanden, die übrigen sind vulkanischen Ursprungs. Rund 600 Kilometer liegen die östlichste Insel Santa Maria und die westlichste Insel Flores voneinander entfernt. Politisch sind die Azoreninseln eine teilautonome Provinz Portugals. Geologisch gesehen gehören die Ost- und Zentralinseln noch zu Europa, die beiden Westinseln Flores und Corvo liegen jedoch bereits auf der amerikanischen Platte.

Das Azorenhoch

Das berühmte Wetterhoch entsteht dadurch, dass warme Luft, welche über dem Äquator aufsteigt, nach Norden strömt und im Gebiet der Azoren wieder nach unten sinkt. Wenn das Islandtief weit nach Süden vordringt, weicht das Azorenhoch oft keilförmig nach Mitteleuropa aus. Eigentlich entsteht das Hoch meist einige hundert Kilometer südlich der Azoren. Seinen Namen hat es nur erhalten, weil im Atlantik weit und breit kein anderer Bezugspunkt existiert.

Auf den Inseln selbst herrschen jedoch Wetterbedingungen, welche sich eher mit einer Wundertüte vergleichen lassen. Verantwortlich für das subtropisch-ozeanische Klima auf den Azoren ist der Golfstrom, in dessen Bereich sie liegen. Die warme Meeresströmung sorgt das ganze Jahr über für ein ausgeglichenes Klima, jedoch auch für ein wechselhaftes Wetter. Die Durchschnittslufttemperaturen schwanken zwischen etwa 17 Grad im Winter und 23 Grad im Sommer, die Wassertemperaturen zwischen 17 Grad und 22 Grad.

Sprühregen, Nebelbänke und Wolkentürme

Das Grün der Inseln verrät, dass die Menge der Niederschläge erheblich sein muss. Diese Niederschlagsmenge ist jahreszeitlich allerdings recht ungleich verteilt. Grosse Regenmengen fallen im Winterhalbjahr, im Sommerhalbjahr sind Sprühregen häufig. Innert Stunden kann man die unterschiedlichsten Wetterbilder erleben. Über dem Festland steigen die feuchten Luftmassen vom Meer her auf und bilden dort Wolken und Nebelbänke. Es gibt jedoch kaum einen Tag, an welchem man die Sonne nicht sehen kann. So entstehen pittoreske Landschaften voller Charme. Mehrfach übereinander gestaffelte Formationen aus verschiedenen Wolkenarten können in Verbindung mit einem Sonnenuntergang zu aussergewöhnlichen Naturschauspielen führen.

Stelldichein der Delfine und Wale

Bedingt durch Winde, Temperatur- und Dichteunterschiede sind die Wassermassen des Atlantiks dauernd in Bewegung. Der Azorenstrom entsteht als ein Abzweiger des Golfstroms. Etwa ein Viertel der Wassermassen des Golfstroms fliesst entlang des 35. bis 40. Breitengrades nach Osten. Südöstlich der Azoren speist der inzwischen etwas abgekühlte Azorenstrom einen Grossteil des Kanarenstroms. In den fliessenden Wassermassen treiben auch Unmengen von Plankton. Dieses hat wiederum einen Einfluss auf den Bestand von Fischen und Meeressäugern. Die Region der Azoren ist Lebensraum für mehrere Walarten. Die Zähne tragenden grossen Pottwale bleiben das ganze Jahr in der Region der Azoren. Wir konnten mehrere von ihnen beobachten. Barten tragende Walarten wandern im Sommer jedoch in die nährstoffreicheren und kälteren Gewässer des Nordens. Auch Delfine lassen sich immer wieder blicken, so der Gemeine Delfin, der Streifendelfin, der Fleckendelfin und der Grosse Tümmler. Diese sozial lebenden Meeressäuger begleiten die Schiffe in so genannten Delfinschulen manchmal über Kilometer.

Die Rückkehr der Auswanderer

Etwa eine Viertelmillion Leute lebt auf der Inselgruppe der Azoren, davon über die Hälfte auf der Insel São Miguel. Auf der kleinsten Insel Corvo hausen gerade noch knapp 500 Einwohner. Auf dem Land wird viel Vieh gehalten, vorwiegend Kühe. Zwischen dem schwarzen Vulkangestein reift der Lavawein. Die Probleme der Landflucht sind auf den Inseln genau so aktuell wie in anderen Ländern. 1983 wurde die Waljagd auf den Azoren aufgegeben, sie war unrentabel geworden. Dies hat in der Folge einen sanften Tourismus des „Whale-Watchings“ ermöglicht, welcher neue Arbeitsplätze schuf. So bringen Wal- und Vogelbeobachter, Wanderer und Naturheiler, Badende in den heissen Quellen und in den Rockpools der Lavafelsen, aber auch Leute, welche Ruhe und Entspannung suchen, einen Verdienst in abgeschiedene Orte. Von dort wanderten noch vor 50 Jahren viele Bewohner nach Nordamerika aus. Als Rentner suchen diese heutemanchmal wieder ihre Wurzeln, machen auf den Azoren Ferien oder erstellen gar einen Zweitwohnsitz in ihrer alten Heimat.