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Reise nach China (I)

Die verkannte Seefahrernation  

(Bilder zum Anklicken!)


Drachenboot                   Seidenraupenzucht         Bearbeiten der Kokons    Altstadt v. Hangzhou   Huinquing-Apotheke      Teeplantage Mei 

 

Wir folgten den Spuren einer grossartigen Kultur, in welcher besonders die Naturwissenschaften bis heute einen sehr grossen Stellenwert haben.

Am 15. März 2002 trat Gavin Menzies, ein in China geborener pensionierter englischer U-Boot-Kommandant nach zehnjährigen Recherchen mit einem Vortrag an der Royal Geographical Society in London an die Öffentlichkeit. Dessen Inhalt und viele Belege zu seinen Ausführungen können im Internet unter www.1421.tv abgerufen werden. Der Seebär hatte zuvor rund 120 Länder bereist und in über 900 Museen und Bibliotheken gestöbert. Seine Beweise sind erdrückend, die Geschichte der Entdeckungen muss umgeschrieben werden! Heinrich der Seefahrer und Christoph Kolumbus waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Besitze von Kartenmaterial, welches die Chinesen von 1421 bis 1423 aufgezeichnet hatten. Bereits 1428, also lange vor der so genannten Entdeckung Amerikas im Jahre 1492, war die ganze Welt korrekt kartographiert, einschliesslich Australien und der Antarktis. Nur die Chinesen waren auf Grund ihrer astronomischen Kenntnisse in der Lage sowohl die geografische Länge als auch Breite auf der Nord- und Südhalbkugel der Erde exakt zu berechnen.

Historische chinesische Spuren auf der ganzen Welt

Mit einer riesigen Flotte, einer Armada von 28'000 Leuten, brach der Eunuch Admiral Zheng He auf Geheiss des chinesischen Kaisers Zhu Di auf, um die Welt zu erforschen. Doch 1436 verbot der Kaiser aus mehreren Gründen den Bau von hochseetüchtigen Schiffen. Alle Schiffe und Karten wurden zerstört, das Reich der Mitte zog sich freiwillig in die Isolation zurück. Spuren der damaligen Expeditionen sind dennoch geblieben. Es existieren See- und Sternkarten, auch Pflanzen und Tiere wurden von einem Kontinent auf den anderen transportiert. Schiffswracks, Inschriften, Bergbautechniken, sprachliche Vergleiche und DNA-Analysen verraten die damalige Spur der so genannten Schatzflotte eindrücklich. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind sogar bereits vor 5000 Jahren chinesische Seeleute bis nach Mexiko gelangt und haben sich dort niedergelassen.

Die Chinesen waren dem Westen einstmals Jahrhunderte voraus, schreibt Mao Yiseng im Buch „Das Wissen der alten Chinesen“. Sie kannten das Papier, das Porzellan, den Magnetkompass, den Buchdruck und das Schwarzpulver schon längst. Sie waren führend in Mathematik, Physik, Chemie, Meteorologie, Seismologie und verwandten Wissenschaften. Ihre gesamtheitliche Medizin findet bis heute auch in unserer Kultur grosse Beachtung. Dass nebst den vielen Heilpraktiken und Naturheilmitteln auch viel Aberglaube im Spiel ist, konnten wir in der Huquing Yu Apotheke in der Altstadt von Hangzhou erfahren. Nebst getrockneten Eidechsen und Schlangenschnaps wird hier fast alles angeboten, was das Wildererherz begehrt.

Seide, Tee und Biotechnologie

Der Venzianer Marco Polo erreichte 1275 nach vierjähriger Reise Peking, erst nach weiteren 20 Jahren kehrte er nach Venedig zurück. Seine „Beschreibung der Welt“ gab im Westen erstmals Einblick in das Wissen und Denken der Chinesen. Marco Polo bezeichnete Hangzhou im Südosten Chinas als „die schönste Stadt der Welt“. Auch heute noch ist die Millionenstadt am Westsee in ihrer Art lieblich geblieben, trotz der vielen vorwiegend chinesischen Touristen. Die Seidenstrasse, welche seit Jahrhunderten als Karawanenstrasse von China durch Zentralasien bis nach Syrien führte, brachte nicht nur Seide in den Westen. Auch Gewürze, Glas, Edelmetalle und Luxusgüter waren seit jeher begehrte Handelsgüter. Wir durften in Suzhou eine Seidenspinnerei und eine Seidenstickerei besuchen. Die Stadt besitzt eigens eine textile Hochschule für Seide und exportiert die edlen Produkte in die ganze Welt.

 Im Jia Wu Tal wächst der „Drachenbrunnentee“. Er gilt als der edelste Grüntee Chinas. Doch längst ist China dem herkömmlichen Agro-Zeitalter entwachsen. Die einheimischen Biotechnologen erwarten, dass bis 2010 zwischen 30 und 80 Prozent der Ernten von Reis, Weizen, Mais, Soja und Baumwolle von genmodifizierten Pflanzen kommen. Auch beim Klonen von tierischen  Lebewesen stehen ethische Bedenken weit hinten an. Die heutigen technokratischen Polit-Machthaber sind oft Ingenieure und Naturwissenschaftler, so auch Staatspräsident Hu Jintao. Sie entwerfen langfristige Strategien und treffen kurzfristige Entscheidungen, welche in Rekordzeit umgesetzt werden. Deren Konsequenzen werden auch bei uns immer spürbarer.